Astro-Fotografie mit Nachführung
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Einführung:
für die Ausrichtung und Nachführung auf Objekte am Himmel werden
hauptsächlich zwei Bezugssysteme verwendet. Eines bezieht sich auf
die Erde, das horizontale System das andere auf den "Himmel",
das parallaktische System. Während die Position von z.B.
>Satelliten< meist im horizontalen System mit Werten von
Azimut und Elevation angegeben werden bevorzugt man für Sterne und
andere Himmelsobjekte das parallaktische System mit den Angaben Rektaszension
und Declination.
Dieser Unterschied hat zwei gewichtige Gründe. Zum Einen reicht beim
parallaktischen System zum Nachführen die Bewegung in nur einer Achse,
der Rektaszension und zum Anderen wird so auch einen Drehung der Objekte
kompensiert.
Der Unterschied zwischen der praktischen Ausführen der Montierung
in beiden System ist nicht so groß. Beiden haben zwei um 90°
versetzte Achsen. Während aber beim horizontalen System eine Achse,
die Azimutachse zum Zenit zeigt wird beim parallaktischem System eine
Achse, die Rektaszensionsachse parallel zur Drehachse der Erde eingestellt.
D.h. der Winkel der Achse mit dem Horizont entspricht der örtlichen
geograhischen Breite, in München etwa 48°, ihre Ausrichtung liegt
auf dem Großkreis der geografischen Länge, in Nordsüd-Richtung.
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| Das parallaktische System: |
| Das rechte Bild mit einer Strichspuraufnahme der Stern
in nördlichen Richtung zeigt die scheinbare, kreisförmige
Bewegung der Sterne |
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Das linke obere Bild zeigt eine sogenannte "Deutsche
Montierung", wie sie oft mit einfachen Teleskopen verkauft wird.
Zum Betrieb muss die Stundenachse mittels der Elevations- und Azimutachse
auf den Himmelspol eingestellt werden, in unseren Breiten natürlich
auf den nördlich en Himmelspol. Nach erfolgter Justierung wird
das Objekt der Begierde mit Deklinations- und Rektaszensionsachse
in Bildfeld gebracht. Nun braucht nur noch die Rektaszensionsachse
mit 15° pro Stunde gedreht werden um das Objekt im Bildfeld zu
behalten
Leider hat die Deutsche Montierung auch Nachteile. Vom Fundament bis
zur Kamera werden vier verstellbare Achsen benötigt, Azimutachse
> Elevationsachse > Rektaszensionsachse > Deklinationsachse.
Um brauchbar zu sein muss deshalb die Anordnung sehr stabil ausgeführt
sein, bei Ausführungen mit einem Preis von ca. 100 € ist
das leider meist nicht der Fall. Auch der Selbstbau ist nur mit großem,
maschinellem Aufwand möglich. |
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| Einen Ausweg bieten Barndoor (Scheunentor) Montierungen die leicht
selbst zu bauen sind und im einfachsten Fall nur ein paar Bretter,
Schaniere und einen Synchronmotor benötigen, Bauanleitungen gibt's
genügend im Netz.. |
| Hier wurde ein anderer Weg beschritten und eine Montierung gebaut
die zwar einer Barndoor ähnelt aber nicht deren Nachteile (Tangentialfrehler)
aufweist. Als Baumaterial wurde Plexiglas gewählt weil es ausreichend
vorhanden, leicht bearbeitbar und trotzdem einigermaßen stabil
ist. |
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Die Stundenachse wird über einen
Zahnriemen und ein Schneckengetriebe von einem Schrittmotor
angetrieben wird. Die Deklinationsachse ist mit einem stabilen
Winkel auf das Stundenrad geschraubt.Der Schrittmotor zur Drehung
der Stundenachse über einen Treiber TB6560HQ angesteuert.
Wird der Feinschrittmodus des Treiber aktiviert läuft der
Motor mit 1600 Schritten pro Umdrehung, zusammen mit der Schnecken-
und der Zahnriemenuntersetzung sind das 575892 Schritte pro
Umdrehung der Stundenachse. Um den Gleichlauf mit der Erdrotation
herzustellen muss somit der Treiber mit einer Frequenz von 6,666Hz
angesteuert werden.
Die Deklinationsachse wird ebenfalls über einen Zahnriemen
angetrieben, aber nicht von einem Schrittmotor sondern von einem
Gleichstrommotor. Um trotzdem eine Lagemeldung zu erhalten wurde
ein Potentiometer an die Achse gekoppelt.
Die Steuerpulse für den Schrittmotor und die PWM-Pulse
für den DC-Motor werden von einem Arduino-Baustein erzeugt.
Die Referenzposition der Stundenachse wird durch eine Gabellichtschranke
bestimmt. Die Stellung der Deklinationsachse wird mit einem
Potentiometer gemessen.. Der Arduino steuert über ein Relais
die Belichtung der Kamera und auch die Spannung zur Versorgung
der Kamera wird von der Platine bereit gestellt. |
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| Die Steuerung der Nachführung erfolgt vom
warmen Zimmer aus durch ein Delphi-Programm. Um aber vor Ort eine bestimmte
Position am Himmel einstellen zu können ist noch eine Handsteuerbox
angeschlossen mit der die Rektaszensions- und Deklinationsachse verfahren
und die Kamera ausgelöst werden können. |
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| Die folgenden beiden Bilder zeigen die Wirksamkeit der
Nachführung. Für beide Bilder wurde eine Brennweite von
400mm und eine Belichtungszeit von 30 Sekunden verwendet. Natürlich
muss die Stundenachse noch genau |
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| Leider stand der Orionnebel zum Aufnahmezeitpunkt ( ) schon recht
niedrig am Himmel sodass die Aufnahme durch den Lichtsumpf der Großstadt
gestört wurde. Trotzdem sind schon mehr Details als beim >Bild
ohne Nachführung< zu sehen. . |
Die hochstehenden Plejaden werden gut
wieder gegeben. Sogar die Reflektionsnebel sind zu sehen. |
| Beiden Bilder sind aus etwa 50 Einzelaufnahmen mit Belichtungszeiten
zwischen einer und 30 Sekunden gestackt. Die Blende betrugt 1:2,8
und die Kamera war auf 3200 ASA eingestellt. Das Objektiv hat eine
Brennweite von 180 mm. Die Bilder zeigen somit nur einen kleinen Ausschnitt
aus den Rohbildern |
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| Einer der hellsten Sterne in der nördlichen Frühlingsnacht
ist die Vega |
Deneb im Schwan mit Nordamerika-Nebel NGC 7000 |
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| die Andromedagalaxis M 31 mit den Galaxien
M 32 und M 110 im Sternbild Pegasus |
Der Ringnebel M 57 in der Leier ist als bläuliches
Scheibchen gerade noch zu erkennen. Er ist aber mit 1,4' x 1 ' recht
klein und nimmt gerademal 14 Pixel im Bild ein |
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| Auch der 20' x 20' große Kugelsternhaufen
M13 im Herkules wird schlecht aufgelöst |
Ähnliches gilt für den 8' x 6'
großen Hantelnebel M27 im Schwan |
| Für die drei letzten Objekte müßte
mit einer deutlich größeren Brennweite als die verwendeten
180 mm gearbeitet werden. Immerhin sieht man dass auch in einer Licht
verseuchten Grossstadt wie München ganz brauchbare Astrofotos
gemacht werden können. |
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| Der berühmte Pferdekopf-Nebel am Gürtel
des Orion ist (im Kreis) zu erahnen |
Rosettennebel (NGC 2238) im Einhorn |
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| NGC 7298, ein planetarischer Nebel im Wassermann |
NGC 1499, ein Gasnebel im Perseus |
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| NGC 6960, ein Supernovaüberrest im
Schwan |
M1, der Krebsnebel im Stier, ebenfalls
die Reste einer Supernova |
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| Das im Fadenkreuz befindliche Lichtpünktchen
ist der Quasar CGRaBS J2204+3632, dessen Licht 855 Millionen Jahre
bis nach München braucht |
Noch länger, 8,7 Milliarden Jahre,
brauchte das Licht von HS2154+2228. Zur besseren Sichtbarkeit wurde
das Bild invertiert. |
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