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Halbleiterzähler

Allgemeines:

Statt mit einer Gasfüllung wie im Geigerzählrohr können ionisierende Teilchen auch in anderen Medien gemessen werden. Vor Allem Halbleiter sind dazu gut geeignet. Der Halbleiter wird mit zwei Elektroden versehen an die eine Spannung angelegt wird. Ein den Halbleiter durchquerendes Teilchen erzeugt durch Ionisation Elektroden-Lochpaare die durch das bestehende elektrische Feld separiert werden und zu den entsprechenden Elektroden driften.

Von außen kann der Ladungsträgerstrom als Impuls an den Elektroden abgenommen werden. Im Gegensatz zu Gasen ist die Reichweiten der Teilchen in Festkörpern sehr klein. Deshalb geben die Teilchen ihre gesamte Energie im Halbleiter ab und die Ladung des Impulses ist proportional zur Energie des Teilchens. Der Halbleiterdetektor ist somit zur Energiespektroskopie geeignet.
. Kommerzielle Halbleiterdetektoren allerdings sind sehr teuer und müssen je nach Ausführung mit flüssigem Stickstoff gekühlt werden. Will man jedoch nur Alphastrahler messen reicht eine simple Fotodiode als Detektor. Im Gegensatz zu richtigen Halbleiterdetektoren ist die aktive Schicht in einer Fotodiode sehr dünn, aber doch für die sehr kurzreichweitigen Alphateilchen ausreichend dick.

Aufbau:
Für die folgenden Experimente wurde eine BPX 61 verwendet. Diese Fotodiode hat eine relativ große Chipfläche was der Empfindlichkeit zu Gute kommt. Natürlich muss das Glasfenster der Diode entfernt werden damit die Alphastrahlung den Diodenchip erreichen kann und die Diode muss mit dem Präparat in ein lichtdichtes Gehäuse gebaut werden. Nur bei völliger Dunkelheit kann man die durch die Alphastrahlung erzeugten Ladungen messen. Von Vorteil wäre es auch wenn dass Gehäuse evakuierbar ist da die Alphastrahlung schon durch Luft gebremst und gestreut wird.
Der erforderliche Vorverstärker sollte direkt an die Diode gebaut werden um das Einstreuen von Störungen zu vermeiden. Die Impulse nach dem Vorverstärker haben eine Amplitude von xxx mV und können direkt gezählt werden. Aber der Halbleiterzähler kann noch mehr.
Spektroskopie:
Wie schon erwähnt ist die größe des Impulse ein Maß für die Energie des absorbierten Teilchens. Die Alphateilchen der verschiedenen radioaktiven Elemente haben bestimmte Enegiewerte. So kann durch Messen der Energie das strahlende Element bestimmt werden. Die Impulshöhe wird am Besten mit einem Vielkanalanalysator (Multichannalanalyzer, MCA) gemessen. Hier wird die Impulshöhe mit einem AD-Wandler gemessen. Dieser Messwert wird zur Adressierung eines Speichers vewendet und der Wert in der angesprochenen Speicherstelle um Eins erhöht.

Nach dem Ablauf einer einstellbaren Messzeit wird der Speicher ausgelesen und das Impulshöhen-Histogramm als Spektrum angezeigt.
Für den Elektroniker ist das Hauptproblem beim Bau eines MCA's die Messung der Impulshöhe. Ein Weg ist die Verwendung einer Sample/Hold-Schaltung die den Impulswert speichert und dem AD-Wandler das gespeicherte Signal zur Verfügung stellt.
Der Verfasser baute für sein >>Universal Mess System<< eine entsprechende Platine mit Verstärker, Trigger und Sample/Hold-Schaltung. Die weitere Verarbeitung übernimmt dann der Atmel Mega 32 Prozessor des Messystems und der angeschlossene PC.
Auf der Platine ist auch noch genügend Platz für weitere Schaltungen, wie z.B. eine Koinzidenzschaltung und Zähleinrichtung für Geiger-Müller-Zählrohre und den unten besprochenen Testgenerator
Messungen:
Mit einer kleinen Generatorschaltung kann der Multichannelanalyzer getestet werden. Der Generator erzeugt Impulse die die gleiche Länge wie die Impulse des Halbleiterzählers haben aber eine konstante Höhe aufweisen. Somit müßte das Spektrum eine einzige Linie aufweisen. In Wirklichkeit zeigt das Spektrum eine Linie mit einem Sockel der wohl vom Rauschen des Verstärkers und dem AD-Wandler herrührt.

Für die Messungen mit der modifizierten Fotodiode eignen sich nur Alphastrahler und folgende Quellen standen zur Verfügung
    Alpha-Energie Aktivität Messzeit für 10000 Impulse  
1 Po 210 5,307 MeV sehr stark, ~100µC 00:00:41 Polonium ( Ionisationsvorrichtung, Static Master)
2 Am 241 5,486 MeV stark, ~ 1 µC 00:02:44 Amercium (Rauchmelder)
3 Ra 226 4,871 MeV mittel 03:32:29 Radium (alte Leuchtziffer aus Wecker)
4 Th 232 4,083 MeV schwach 07:25:15 Thorium (Glühstrumpf)
 
In einer ersten Messung wurde der Einfluß des Druck in der Messkammer untersucht. Obwohl der Abstand des Präperats zur Chip-Oberfläche nur wenige Milimeter beträgt ist ein deutlicher Unterschied zu erkennen. Durch den bremsenden Einfluss der Luft wird die Linie um 18% auf tiefere Werte verschoben. Zudem wird die Linie etwas verbreitert, d.h. die Auflösung verschlechtert. Aber auch bei niedrigem Druck kann nicht die wahre Energie der Alpha-Teilchen gemessen werden. Zum einen müssen die Teilchen die Deckschicht der Fotodiode durchdringen und zum Anderen sind die radioaktiven Sustanzen meist in ein Trägermaterial eingebracht und liegen nicht an der Oberfläche. So verlassen die Teilchen das Präparat schon mit niedigeren Energien. Es fällt auf das die Linien auf der niederenergetischen Seite einen flacheren Verlauf zeigen, da die Teilchen durch Stöße Energie verlieren und deshalb eine größere Energiebreite haben. Teilchen mit höherer als der Ausgangsenergie kommen dagegen nicht vor.
Einfach sind die Spektren von Polonium und Americium die je eine Linie zeigen. Schwieriger zu deuten sind die Spektren von Radium und Thorium da beide Elemente nur Zwischenglieder von Zerfallsreihen sind und deshalb je nach Alter des Präparats unterschiedliche Isotope und Elemente enthalten sind.
 
 

Neuere Messungen haben gezeigt, was auch einige >Bastler< festgestellt haben, das sich normale PIN-Dioden auch zur Detektion von Beta-, Gamma- und Röntgenstrahlung eignen. Auch in der Fachliteratur sind einige Aufsätze zu diesem Thema beschrieben. Handelsübliche Fotodioden können demnach sogar in der Röntgen-Spektroskopie eingesetzt werden.
Allerdings sind die Signale bei üblichen Energien der Röntgenquanten sehr klein. 3,6eV werden zur Generation eines Ladungsträgerpaars in Silizium benötigt. Ein Röntgenquant mit 9 keV ( Kupfer K-Alpha Linie) erzeugt so im besten Fall 2200 Elektronen-Lochpaare. 2200 Elektronen entsprechen einer Ladung von 3,5 x 10-16 As, an einer Kapazität von 10 pF erhält man eine Spannung von 35 µV. Bei der Detektion von Alphateilchen mit z.B. 5,5 MeV (Americium) hingegen erhält man 2,4 x 10-13 As, b.z.w. 24 mV. D.h. man benötigt eine fast 1000 mal höhere Verstärkung. Für die folgenden Messungen wurde der >Vielkanalanalysator< des Messystems verwendet. Da die Signale des Detektors sehr klein sind wird noch ein Vorverstärker benötigt.

Der neue Vorverstärker arbeitet mit einer Ladungsempfindlichen Eingangsstufe (OPA111) und Nachverstärker (OP27) mit dem Faktor 10. Die benötige, sehr kleine ( 0,8 pF) Kapazität wurde aus einem Stückchen Koaxkabel gebaut.

Die theoretische Übertragungsfunktion des Verstärkers beträgt 1,25 x 1013 V/As. Das Rauschen am Ausgang des Verstärkers mit 7,5 mV RMS entspricht somit einem Eingangsrauschen von 6 x 10-16 As, b.z.w. etwa 15 keV Quantenenergie, leider viel zu hoch zum Zweck der Röntgenspektroskopie.
Die beiden untenstehenden Bilder zeigen die Spektren einer Rönrgenröhre mit Kupferanode und eines Americiumstrahlers. Leider ist von der charakteristischen Kupferstrahlung nicht eine Spur zu sehen, was die obige Annahme bestätigt. Im Americiumspektrum sind , besonders in der logaritmischen Darstellung, drei Linien erkennbar. Die rechte Linie könnte von der 59 keV Line des AM241 stammen. Die Spektren der Röntgenröhre sind fast gleich, immerhin erkennt man aber die höhere Grenzenergie der 30 keV Strahlung.

Die Spektren von Strontium90 und Uranglimmer zeigen keine Struktur. Da die Energien und somit die Pulse deutlich höher sind als bei den vorher gehenden Messungen wurde die Verstärkung auf 20% reduziert. Zum Vergleich das Spektrum der Röntgenröhre mit 30 kV Betriebsspannung.Obwohl Strontium90 und Uranglimmer völlig unterschiedliche Strahlungseigenschaften haben sind beide Spektren fast identisch, somit ist der Detektor offenbar auch bei höheren Energien nicht zur Spektroskopie geeignet.
Als Zähler ist die Anordnung aber durchaus brauchbar. Berücksichtigt man das extrem kleine aktive Volumen (~ 1,4 mm3) kann die Empfindlichkeit durchaus mit der eines Zählrohrs konkurieren. Das kleine Volumen bedingt auch einen sehr kleinen, kaum messbaren Nulleffekt.
Ein neuer Versuch wurde mit einer anderen Schaltung unternommen. Diesmal mit einem diskretem Eingangsfet (2N3819) und einer Fotodiode BPW34. Die Fotodiode wurde zur Kühlung auf ein kleines Peltierelement gesetzt. In der Theorie sollte eine Abkühlung der Diode den Dunkelstrom und damit das Rauschen drastisch verringern. In der Praxis konnte das aber nicht bestätigt werden.
Neu ist auch ein kleiner Kondensator (0,5pF) über den Testpulse zugeführt werden können. Mittels der Testpulse kann sowohl die Empfindlichkeit, das Rauschverhalten, sowie die Linerarität überprüft werden.
Entsprechend der Größe der Kapazität und der Amplitude des Pulse wird eine bestimmte Ladung dem Eingang des Verstärkers zugeführt.

Um die Auflösung der neuen Schaltung zu testen wurde der Sensorkopf in das > Röntgen Kristallspektrometer < eingebaut. Eine verbesserte Röntgenröhre ermöglicht die Anregung von Elementen mit kurzwelligerer
K-Strahlung. Durch das als Monochromator gebrauchtes Spektrometer wird auch das Grundrauschen der Pin-Diode unterdrückt. Die Strahlung der Elemente Palladium und Silber kann mit dem Spektrometer nur in der zweiten Ordnung gemessen werden da der Ablenkwinkel zu klein wird. Americium wurde als Vergleich ohne Spektrometer gemessen. Man sieht dass bei höheren Energien
(> 15 keV) die BPW 34 durchaus zu gebrauchen ist.
Woher der Peak im Americiumspektrum bei 48 keV stammt ist allerdings noch nicht geklärt. Es gibt aber eine Literaturstelle mit einem Hinweis ( Measurements of discrete and continuous X-ray spectra
with a photodiode at room temperature >> The peak at about 50 keV
corresponds to photon back scattering due to the silver layer in the photodiode.
)

Trägt man die aus Tabellen bekannte Energie über die Kanalzahl auf erhält man eine Gerade, und somit die Möglickkeit der Kalibierung und einen Hinweis auf die Genauigkeit der Messungen.
  Energie keV Kanal  
Kupfer 8,08 8  
Zink 8,63 11  
Germanium 9,87 25  
Arsen 10,51 32  
Selen 11,21 47  
Yttrium 14,88 63  
Zirkonium 15,69 71  
Niob 16,52 77  
Molybdän 17,37 88  
Paladium 21,02 112  
Silber 21,99 117  
??? 48 295  
Americium 59,54

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Schaltung PDF-Datei