Geiger/Müller Zählrohr
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Allgemeines: |
Das wohl bekannteste Gerät zur Messung ionisierender Strahlung
ist wohl der Geigerzähler. Schon Anfang der 50er Jahre kauften
Abenteurer und Glücksritter Geigerzähler um damit in unwegsamen
Gelände Uranvorkommen aufzuspüren und mit der boomenden
Atomindustrie reich zu werden.
Das aktive Element in einem Geigerzähler ist das sogenannte
Zählrohr das 1920 von den deutschen Physikern Geiger und Müller
entwickelt wurde. Diese Geiger/Müller Zählrohr ist im
Grunde eine >Ionisationskammer<
mit einer speziellen Elektrodenanordnung und Betriebsparametern.
Wie bei der Ionisationskammer erzeugt ein durchfliegendes Teilchen
Ionisationspaare aus den Atomen der Gasfüllung. Durch hohe
elektrische Felder werden nun die Elektronen so stark beschleunigt
dass sie in der Lage sind weitere Atome zu ionisieren. Letztendlich
entsteht eine Elektronenlawine durch die der ursprüngliche
Strom verstärkt wird (Gasverstärkung). Bei sehr hohen
Feldern genügt ein passierendes Teilchen um eine Gasentladung
auszulösen die das gesamte Volumen des Zählrohrs erfasst.
Die Vorgänge bei Zählrohr sind allerdings komplizierter
als hier vereinfacht dargestellt. So spielen z.B. Fotoelektronen,
die durch kurzwellige UV-Strahlung aus der Gasfüllung an der
Kathode entstehen eine wichtige Rolle.
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Aufbau: |
Um die für eine Gasverstärkung
notwendigen hohen Feldstärken zu erreichen wird eine Elektrode,
die Anode, als dünner Draht oder scharfe Spitze ausgeführt.Die
kleinen Krümmungsradien ergeben schon bei mäßigen
Spannungen hohe Feldstärken. Nach dem rechtem Schema sind die
meisten Zählrohre aufgebaut. In einer Metallhülse die mit
isolierende Stopfen gasdicht verschlossen ist, ist axial ein dünner
Draht gespannt. Das äußere Rohr ist der Katodenanschluss,
der Draht die Anode. Der Anode wird über einen hochohmigen Widerstand
von 1...1000 Megohm die Arbeitsspannung zugeführt. Über
einen Koppelkondensator kann der Ausgangspuls abgenommen werden. |
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Mit einem käuflichen Zählrohr ist die Sache dann ganz
simple. Ein Spannungsquelle mit einigen Hundert Volt, ein einfacher
Transistorverstärker und ein Lautsprecher und schon hört
man die kleinen Biester (Elektronen, Alphateilchen, Mesonen u.s.w.).
Aber das ist natürlich keine wirkliche Herausforderung für
Profibastler. |
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Selbstbau eines Zählrohrs |
Interessanter ist es auch das Zählrohr selbst zu
bauen was durchaus möglich ist. Während käufliche Zählrohre
meist mit Edelgas/Halogenfüllung bei niedrigem Druck arbeiten
bietet sich für den Selbstbau der Betrieb bei Atmosphärendruck
an. Dadurch werden Dichtungs- und Ausgasprobleme vermieden. Normale
Luft eignet sich leider nicht sehr gut für diese Zwecke, da der
Sauerstoff einen negativen Einfluss auf die Gasverstärkung hat.
Gut geeignet hingegen ist Argon, vorallem in Verbindung mit Kohlendioxid.
Diese Gemisch 80% Ar + 20% CO2 ist als Schweissschutzgas
in kleinen Einwegflaschen in Baumärkten für wenig Geld erhältlich. |
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Links sind zwei der Selbstbauröhren
zu sehen. Das obere ist aus Kupferrohr mit 1 mm Wandstärke, das
untere aus V2A Rohr mit 0,2 mm Wandstärke.Die Endstopfen sind
aus Plexiglas und der Zähldraht ist ein 0.125 mm Stahldraht.
Zwei Messingröhrchen in den Plexiglasstopfen dienen zur Füllung
mit Gas. Gedichtet sind die Zählrohre mit Heisskleber. Nachdem
die Rohre mit dem Ar/CO2 Gemisch auf Atmosphärendruck
gefüllt sind werden die Messingröhrchen zugelötet. |
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Die Graphiken zeigen die Reaktion der beiden
Zählrohre auf einen Strontium 90 Teststrahler. Natürlich
schirmt das dicke Kupferrohr die Strahlung stärker ab als das
dünnere V2A Rohr. Mit dem Kupferzähler werden 500 Impulse/min,
mit dem V2A Zählrohr
14000 Impulse/min gezählt. Weder Strontium 90 noch das Folgeprodukt
Yttrium 90 emittieren Gamma Strahlung. Strontium 90 emittiert Beta
Strahlung mit 0.54 MeV, Yttrium 90 emittiert Beta Strahlung mit 2,26
MeV. So ist zuvermuten das die Zählrate des Kupferzählrohrs
hauptsächlich von der energiereicheren durchdringenden Strahlung
des Yttrium 90 stammt, zumal der Teststrahler schon über 20 Jahre
alt ist und sich einiges an Yttrium 90 gebildet haben müßte.
Alle Messungen wurden mit einer Diskriminatoreinstellung von 500 mV
gemacht. Die rechte Grafik zeigt die Kennlinie des V2A Zählrohrs.
Da die Kennlinie kein Plateau aufweist ist zu vermuten das man sich
mit diesen Spannungen noch im proportionalem Bereich des Rohres befindet
und der eigentliche Auslösebereich erst bei höheren Spannungen
erreicht würde. |
Die Eingangsstufe
der Auswerteelektronik ist mit einem Verstärker ausgestattet
um auch noch kleine Impulse erfassen zu können. Auf den
Verstärker folgt ein Komperator der sobald ein Eingangspuls
den eingestellten Schwellwert erreicht einen Puls an das Monoflop
abgibt. Das Monoflop erzeugt einen Ausgangspuls mit ca. 1m Dauer
der an der Zähler weitergeleitet wird. Sicht- und hörbar
wird der Puls durch eine LED und einen kleinen Lautsprecher.
Das erforderlich HV-Netzteil stammt aus der Sprüheinheit
eines alten Laserdruckers. Diese Einheiten enthalten mesit sehr
interessante Bauteile wie Minikaskaden, Wandlerstrafos, HV-Dioden
und HV-Kondensatoren |
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Weder das Kupfer- noch das V2A Zählrohr
zeigen eine Empfindlichkeit für die Alphastrahlung einer
Americium 241 Quelle aus einem Rauchmeldert. Die zwar stark
ionisierende aber wenig durchdringende Strahlung wird in der
Rohrwand absorbiert. Aluminium hingegen vorallem in dünnen
Schichten kann von den Alphastrahlen durchdrungen werden.
Mit einem Zähler aus Alurohr mit 0,5 mm Wandstärke
(entleerter alter Elko) hebt sich die AM 241 Strahlung schon
vom Nulleffekt ab.
Noch besser fuktioniert ein Zählrohr in dessen Wand ein
Loch geschnitten und mit Haushalts Alufolie abgeklebt wird (rote
Kurve). Möglich wäre auch ein Fenster aus dünner
Cellophanfolie oder einem Glimmerplättchen. Beide Zähler
sind mit der Ar/CO2 Mischung gefüllt und benötigen
Spannungen von circa 3000 V zum Betrieb. |
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Man sieht, der Bau von Zählrohren ist nicht schwierig
und man benötigt keine besonderen Hilfsmittel wie z.B. Vakuumpumpen.
Allerdings wurden keine Langzeitstudien hinsichtlich der Stabilitätder
Kennlinien unternommen. Aber man kann die Rohre auch jederzeit neu
füllen falls das notwendig werden sollte. Sehr gut bewährt
hat sich Heisskleber für Dichtungs- und Isolieraufgaben, der
den vor vielen Jahrzehnten von Experimentatoren viel verwendeten Siegellack
voll ersetzen kann. |
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